Kolbenbolzen mit Pleuel verschweißt?

  • Moin zusammen,

    habe am Wochenende begonnen, meinen zweiten Motor zu zerlegen. Beim ersten Test war er fest. Standschaden, dachte ich und habe den Brennraum mit dem Aldi-Pendent zu Woodoo 40 geflutet, in der Hoffnung, dass die vermutlich an der Zylinderwand angerosteten Kolbenringe sich lösen mögen. Und tatsächlich, nach ein paar Tagen ließ der Motor sich durchdrehen, wenn auch mit deutlich mehr Widerstand als normal. Also habe ich begonnen, ihn zu zerlegen. Erstmal nach Ölfilter und -sieb geschaut: kein Befund. Dann den Zylinderkopfdeckel entfernt: 1. Drama. Die Nockenwelle ist dunkelblau bis fast schwarz angelaufen und hat am Mittenlager des Zylinderkopfs ordentlich Material zur Seite geschaufelt. Ein Ausbau war erst möglich, nachdem ich die Spannschiene ausgebaut hatte und den Spannermechanismus mit einem Schraubenzieher zurückgedreht hatte. Offenbar wurde der Spannermechanismus falsch montiert und es lag eine extrem hohe Spannung auf der Kette und entsprechend auch auf der NW. Dazu ist das Ganze ziemlich heiß geworden (nicht nur die NW): selbst die Unterlegscheiben unter den Ventilfedern sind blau angelaufen.

    Nächster Schritt: Kopf abbauen: 2. Drama. Ein satter Kolbenklemmer, siehe Bild:

    Zyl_44k.jpg

    Das dritte Drama zeigt sich nach der Demontage des Zylinders. Der Kolben lässt sich nicht relativ zum Pleuel bewegen. Fest. Habe versucht, mit einem Feingewindebolzen (Fahrradachse!) den Kolbenbolzen herauszudrücken. Keine Chance. Habt ihr einen Vorschlag, was ich jetzt noch machen kann? Also, außer Pleuel mit der Flex durchtrennen.


    Viele Grüße und sorry, dass ich so viel getextet habe. Musste mir den Frust von der Seele schreiben.

    Manni

  • Hallo,


    ich hoffe Du bist auf den Motor nicht angewiesen.


    WD40 etc. Tränkung hilft bestimmt. Wärme hilft auch. Zum Rausdrücken des Bolzen (ich würde mal vermuten, wenn Deine Beschreibungen der Wärme stimmen, ist der Kolben auch hin) habe ich mir eine Buchse und eine Gewindestange genommen, mit deren Hilfe ich ihn rausdrücke. Brutaler ist natürlich die Hammer-Schraubstock Methode, aber wenn Dein Kolben ....


    Ciao

    Eric

  • es ist immer wieder erstaunlich, wie robust die ganze Sache ist, soll heißen, dass der der Motor unter widrigsten Umständen ja noch gelaufen ist...

    Aber zur Lösung des Problems:

    Mit der Flex das Pleuel zu bearbeiten wäre m.E. das allerletzte Mittel der Wahl.

    Nehmen wir mal anl, dass der Bolzen mit dem Kolben fest vebunden ist, dann könntest du zuerst versuchen, mit dem Heissluftfön und/oder einem Brenner die verschiedenen Ausdehnungsverhalten der Werkstoffe auszunutzen, vielleicht löst sich etwas.

    Wenn nicht, könntest du den Kolben mechanisch bearbeiten, bis er sich vom Bolzen trennt, z.B. mit der Säge, ist ja Alu sollte gehen, denke ich.

    Wenn er dann extrahiert ist, lässt sich der Bolzen mit dem nötigen Glück vom Pleuel trennen, ggf. muss man beim Glück auch nachhelfen ;)

    Wenn das Pleuel noch in Takt ist, hast du es gerettet, wenn nicht, naja, weiß man halt nicht vorher nicht.


    Das sind nur theoretische Überlegungen, nichts aus eigener Erfahrung.

    Allgeimeine Weisheit: Material kann nicht gewinnen.

    Manchmal heisst es Unentschieden, dann muss man eben im Rückspiel punkten!


    Bin gespannt, viele Erfolg!!!

  • Zum Glück bin ich nicht auf den Motor angewiesen, habe ihn nur deshalb jetzt schon aufgemacht, weil mein "Guter" noch auf ein paar Kleinteile wartet, bevor ich ihn wieder zusammensetze. Der Kolben ist, wie du vermutest, komplett hin. Auf den muss keine Rücksicht genommen werden. Jetzt wo ich das schreibe, kommt mir eine Idee: Kolben irgendwie zerbröseln, sägen, was auch immer. So, dass nur noch der Kolbenbolzen im Pleuel steckt. Und dann unter die Presse damit. Werde morgen mal schauen, wer in meinem Netzwerk eine Presse hat. Manchmal hilft es, seinen Frust im Forum zu teilen. Vielen Dank schonmal, auch an Olli.

  • Hallo Manni,


    die Ursachenforschung nicht vergessen!


    Sieht ja leider fast so aus, als wäre der komplett trocken gelaufen! Kein Öl, Ölpumpe defekt, etc.


    Schöne Grüße

    Jerry

  • Du könntest versuchen den Bolzen mit einem Abzieher rausdrücken. Dazu müsstest Du auf der abzieher-abgewandten Seite was hinbasteln (Stück Metall oder Hartholz als Abstandshalter links und rechts von der Bolzenbohrung und quer drüber ein Stück Flachstahl, falls möglich mit einem Loch durch den der Bolben durchgeht), an denen Du die Abzieherkrallen ansetzen kannst.

  • Moin zusammen,

    da der Kolben und der Kolbenbolzen ebenfalls eine innige Verbindung eingegangen sind, macht es aus meiner Sicht Sinn, den Kolben als erstes zu entfernen. Dabei könnte Hitze helfen, die Reste der Kolbenbohrung vom Kolbenbolzen zu entfernen. Die nächsten Tage werde ich die Teile immer wieder mit Kriechöl einsprühen. Vielleicht hilft es ja, zumindest ein bischen. Und am kommenden WE wird der Kolben zerbröselt. Bis dahin habe ich auch den von Eric gezeigten Abzieher nachgebaut. Wir werden sehen, sagte der Blinde. Ach ja, die Ölpumpe werde ich mir auch anschauen.

    Vielen Dank Männers!

    Manni

  • Hallo,


    willst Du da nur Zylinder abnehmen etc. oder ganz zerlegen? Bei zweiterem wäre es einfacher das Pleuel von der KW zu nehmen und dann hättest Du mehr Freiraum für härtere Maßnahmen (Hammer/Durchtreiber etc.). Wenn Du einen neuen Kolben nimmst, ist in der Regel auch ein neuer Bolzen dabei.


    Ciao

    Eric

  • Hallo Eric,

    ich will erstmal nur den Zylinder abnehmen und die Öffnung zum Kurbelgehäuse abdecken. Dann wird der Kolben entfernt, so dass der Kolbenbolzen frei liegt. Danach kommt der von dir abgebildete Ausdrücker zum Einsatz. Wenn das nicht funktioniert, wird der Motor komplett zerlegt und die KW kommt unter eine Presse (weiß nur noch nicht, wo ich Zugriff darauf bekomme). Wenn auch das nicht funktionieren sollte, wird das Pleuel durch ein neues ersetzt. Das aber nur als letzte Möglichkeit. Ich habe immer noch die Hoffnung, das Pleuel retten zu können mit einer Bronzebuche im oberen Pleuelauge.

  • Moin zusammen,

    am WE habe ich versucht, den Kolben irgendwie auszubauen, ohne allzu grob werden zu müssen. Dazu habe ich aus zwei Holzbrettchen eine Abdeckung für das offene Motorgehäuse gebastelt.

    Motorblock 40k mit Abdeckung.jpg


    Das wurde anschließend natürlich noch mit Klebeband abgedichtet. Mit einem Ausdrücker war nichts zu machen. Mit Handbügelsäge und Flex habe ich das Werk vollendet. "Ich war mal ein XL-Kolben":

    Kolben 40k_entfernt.jpg


    Habe den Motorblock abgedeckt an die Seite gestellt. Jetzt ist erstmal der andere Motor dran ( mein "Erstmotor"), die benötigten Eratzteile sind nämlich eingetroffen :).

  • Ach, was ich auch mal zeigen wollte: einen etwas anderen Motorständer. Im Gegensatz zu den über Ibäh angebotenen Ständern fasst dieser den Motor an den beiden hinteren Bohrungen. Praktischerweise dient der obere Quersteg als Haltegriff. Zusammen mit der vorderen Ausbuchtung am Motorgehäuse hat man sehr schöne Greifmöglichkeiten. Mir kam es so vor, dass das Hochheben auf die Werkbank damit einfacher als mit dem anderen Ständer ist (Befestigung über die beiden unteren Bohrungen).

    Motorständer.jpg


    Außerdem muss man den Motor nicht in den Ständer hineinheben. Motor nach nach vorne kippen, Ständer montieren, fertig!


    Beste Grüße

    Manni

  • Hi Manni,


    hast du mal ein paar Maßangaben zum Motorständer? Das wäre auch was für die FAQ.

    Kein Problem, die Maße nehme ich ab und stell sie hier ein. Und nochwas muss ich sagen: ich bin nur für den silbernen Anstrich des Ständers verantwortlich. Es war ein Beifang zum Erwerb eines Rahmens :).

    Viele Grüße

    Manni

  • Hi Manni,

    super Idee mit dem Motorhalter. Reicht der "Bügel" unter dem Motor gegen Kippen nach links? Hätte Sorge, wenn man voll auf die Schrauben drücken muss oder ähnliches....

    Gruß,

    Gege

  • Moin Gege,


    bevor ich dem Kolben mit der Säge an den Kragen gegangen bin, habe ich den Ständer mit einer Schraubzwinge an der klappbaren Werkbank festgespannt. Danach hat sich nur noch die Werkbank bewegt.

    Eine Zusammenstellung der groben Maße habe ich an Dieter per Mail geschickt. Dabei habe ich aber vergessen zu erwähnen, dass die Vierkantrohre den Querschnitt 30 x 30 haben. Dieter, kannst du das bitte noch ergänzen?

    Allen, die den Ständer nachbauen wollen, wünsche ich gutes Gelingen!


    Beste Grüße

    Manni

  • Eine Zusammenstellung der groben Maße habe ich an Dieter per Mail geschickt. Dabei habe ich aber vergessen zu erwähnen, dass die Vierkantrohre den Querschnitt 30 x 30 haben. Dieter, kannst du das bitte noch ergänzen?

    Hab mit gerade deine Mail angesehen und mich schon gewundert, dass das Maß der Vierkantrohre fehlt... -:)

    Werde ich nachtragen. Danke für die Skizze. :thumbup: