Moin zusammen,
aktuell bereite ich einen Motor für den Wolpertinger zur Teilnahme an der Seeker Raid vor. Der ursprünglich verbaute Motor hatte zuviel Schäden, um „mal eben“ wieder fit gemacht werden zu können.
Der Motor des Wolpertinger ist aus der ersten Baureihe, u.a. dadurch gekennzeichnet, dass im Zylinderkopf ein spezielles Ventil für die Verbindung zwischen den beiden Ansaugkanälen sorgt, wenn nur der Primärvergaser aktiv ist. Aber auch der Zylinderkopfdeckel weist einen Unterschied auf: die Betätigung der Autodekompression wird einfach von außen eingeschoben und nicht – wie bei den nachfolgenden Generationen – durch einen Stift gesichert. Bild 1 zeigt zudem, dass der Gussrohling verändert wurde.
Abbildung 1: Zylinderkopfdeckel PD 03. Links erste Ausführung 1983, rechts modifizierte Ausführung
Das nur am Rande. Eigentlich will ich auf etwas anderes hinaus. Die Ersatzteilsituation wird immer schwieriger. Aber es gibt Mittel und Wege ...
Bei der Begutachtung eines Zylinderkopfdeckels schauen wir natürlich zuerst auf die Kipphebel. Aber man sollte auch etwas tiefer nachschauen. Die Schlepphebel sehen in aller Regel an der Kontaktfläche zu den Ventilen gut aus. Auf der Gegenseite sieht es oft nicht so gut aus (Abbildung 2).
Abbildung 2: Rückseite eines Schlepphebels mit deutlichem Pitting
Die Schlepphebel sind beim Holländer glücklicherweise noch lieferbar. Die Einstellschräubchen sind es nicht. Und wenn sie so aussehen wie meine, müssen sie nachgearbeitet werden (Abbildung3).
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Abbildung 3: Ventileinstellschrauben mit deutlichem Pitting
Zum Glück ist das nicht wirklich ein Problem. Unter Zwischenschaltung einer geschlitzten Alu-Hülse werden die Schrauben in die Bohrmaschine eingespannt und von Hand soweit geschliffen und poliert, bis alle Laufspuren beseitigt sind (Abbildung 4). Ist eine reine Fleißarbeit.
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Abbildung 4: Aufgearbeitete Ventileinstellschrauben
Kipphebel gibt es ebenfalls nicht mehr neu zu kaufen, zumindest nicht beim Holländer. Andere Quellen habe ich nicht gefunden. Das muss aber nichts heißen bei einem digital immigrant wie mir. Ich habe die Kipphebel überarbeiten lassen und bin vom Ergebnis total begeistert. Die Kontur der geschwungenen Kontaktflächen wird genau nachgeschliffen. Anschließend werden die Kontaktflächen hartverchromt, an den Rändern abgerundet und abschließend poliert (siehe Abbildung 5). Das ist nicht billig, denn Qualität hat seinen Preis. Und was wäre die Alternative …?
Abbildung 5: Aufgearbeitete Kipphebel für die PD 03
Auch die Kipphebelwellen sind in Holland nicht mehr lieferbar. Nach den vielen Jahren sehen sie häufig so aus, wie in Abbildung 6 gezeigt. Man sieht deutliche Laufspuren an der Oberfläche (Unterseite im montierten Zustand).
Abbildung 6: Kipphebelwelle mit Laufspuren
Dreht man die Kipphebelwelle, ist zu erkennen, dass die Laufspuren nicht über den gesamten Umfang auftreten, sondern einen Bereich von ungefähr 90° umfassen, siehe Abbildung 7.
Abbildung 7: „Rückseite“ der in Abbildung 6 gezeigten Kipphebelwelle
Die Cu-Scheiben zur Abdichtung der Kipphebelwellen sind 1,5 mm dick. Das Gewinde hat die Größe M14 x 1,5. Wenn eine Cu-Scheibe mit 2 mm Dicke eingesetzt wird, bedeutet dies, dass die Kipphebelwelle im montierten Zustand um 120° verdreht sitzt. Dadurch kann man die noch nicht verschlissenen Stellen der Welle nutzen und hoffentlich noch viel Spaß mit seinem alten Mädchen haben.
So, und jetzt drückt mir bitte die Daumen, dass alle bestellten Ersatzteile rechtzeitig kommen, und ich sowohl an unserem Treffen als auch an der Seeker Raid teilnehmen kann.
Ein schönes Wochenened an alle vom
Manni