XR600-Gabel an XL600R

  • Hallo Forum, nachdem ich jetzt mein Langzeit-Projekt "XR600R-Gabel an meine XL600R" zu einer Art Abschluss gebracht habe, möchte ich dem Forum meine Erkenntnisse nicht vorenthalten... Zur Ausgangslage: Im Prinzip passt die Gabel der XR600R (fast alle Baujahre) an die PD03 problemlos dran. Haben auch schon einige hier umgebaut. Es gibt nur zwei grundsätzliche Probleme: 1. Die XR hat kein Lenkschloss. Der Umbau ist daher nicht "unauffällig" und fällt spätestens beim nächsten TÃœV-Termin auf, wenn nämlich der Prüfer die Funktion des Lenkschlosses prüfen will (gehört zum regulären Prüfumfang dazu!). 2. Die XR hat nur einen kleinen Tacho, der mit einem kleinen Halteblech an der oberen Gabelbrücke befestigt wird - die XL-Instrumentenkonsole passt also auch nicht ohne weiteres dran. Auf jeden Fall fehlen die Angüsse an der oberen Gabelbrücke, an denen bei der XL die Instrumentenkonsole und die Scheinwerferhalter befestigt sind. Eine XR-Gabel (ich glaube aus 1993, mit einstellbarer Druckstufe, 43 mm Standrohrdurchmesser) hatte ich schon aus dem Forum aufgegabelt. So wollte ich sie aber nicht einfach dranschrauben. Ich habe also ein wenig im Netz geschnüffelt und herumgegoogelt, was denn so aus dem Honda-Baukasten meine Probleme lösen könnte. Und bin bei der XLV750R fündig geworden. Die hat auch den 43er Standrohrdurchmesser und die "Honda-Standard-Instrumentenkonsole" aus den 80er Jahren, und ein Zündschloss mit Lenkschlossfunktion. Also im Gebrauchtteilehandel einen Satz XLV-R-Brücken erstanden und erstmal neben die XL-Brücken gehalten: Und die untere: Wie man schon sieht - könnte passen. Aufnahmen fürs Lenkschloss und für die Instrumente sind vorhanden. Die Gabelrohre haben bei der XLV etwa 2 mm weniger Abstand (Innenbreite) als bei der XR, das stört aber nicht weiter. Hier nochmal der Vergleich der XR-Gabelbeine neben denen der originalen 39er Gabel: So nebeneinander gestellt sind die XR-Beine so richtig viel länger - wenn man aber die Achsaufnahmen auf gleiche Höhe bringt (2. BIld) sieht man das die Gabel tatsächlich nur 3-4 cm länger ist. Die Rohre sind halt auch nach unten ein ganzes Stück länger. Was mich verblüfft hat - die fette XR-Gabel ist kaum schwerer als das im Vergleich spindeldürre XL-Teil! Ja, und dann hab ich eigentlich alles nur noch zusammengeschraubt. Weil die XLV offensichtlich einen etwas anderen Lenkeinschlag hat, musste ich an dem Loch für das Lenkschloss mit der Feile minimal nacharbeiten (hätte auch den Lenkanschlag an der Gabelbrücke etwas wegfeilen können), damit das Lenkschloss richtig geht. Es handelt sich da aber nur um ca. einen halben Millimeter, der da fehlt bzw. zuviel ist. Ein weiteres Problem ist die Instrumentenhalterung mit dem Sammelstecker links neben dem Zündschloss. Weil die XLV-Brücke in diesem Bereich deutlich mehr "aufträgt", musste ich den Plastikhaltebügel für den Sammelstecker hinten abknipsen und den Stecker dann mit einem Kabelbinder befestigen. Auch die Abdeckung musste etwas "angepasst" werden. Vielleicht finde ich da noch mal eine bessere Lösung mit original-XLV-Teilen. Zusammen mit der Gabel habe ich eine längere Tachowelle (für die XR) und einen längeren Bremsschlauch (auch für XR) montiert und einen verlängerten Seitenständer - sonst würde sie wahrscheinlich nach links vom Ständer kippen ;-) Das ganze sieht jetzt so aus: Weil die XLV-Gabelbrücke auf der hinteren Seite etwas dicker ist, musste ich meinen Öltemperaturanzeiger leider ausbauen und gegen den originalen Peilstab austauschen. Und weil die untere Brücke der XLV zusätzlich noch eine Klemmung des Lenkrohrs hat, musste ich meine Ölkühlerschläuche neu verlegen: Der erste Fahrtest (heute) verlief positiv - fährt und federt/dämpft deutlich satter als mit der alten Gabel. Zwei Dinge muss ich allerdings noch tun - erstens habe ich wohl das neue Lenkkopflager etwas zu stramm eingestellt - sie eiert jetzt bei langsamer Fahrt etwas. Und zweitens sind in der Gabel irgendwelche nicht serienmässigen Federn verbaut, mit einer zusätzlichen Vorspannhülse. Damit hat die Gabel aber mit auf dem Motorrad sitzenden Fahrer nur ca. 3cm Negativ-Federweg, also zu viel Vorspannung. Ich werde also die Hülsen noch mal um 2-3cm kürzen müssen. Und wirklich fertig ist das ganze erst, wenn mein Wilbers-Federbein vom Service zurückkommt - damit kommt sie hinten noch mal ca. 2 cm höher. Gruss, Kai

  • Hallo Kai, wenns gut werden soll, dann dauert halt auch. Sicherlich die bislang eleganteste Lösung . Haste gut gemacht. Dass der Umbau, ganz egal welche Lösung man bevorzugt, eben doch mal nicht so auf die schnelle realisiert werden kann, hast du ja nun in deinem Bericht prima hervorgestellt. Was aber auch bei meiner Version (XR 650 L Brücken) das gleiche Problem bereitet hat, was das Lenkradschloss. Da haben auch so ein paar mm Ärger gemacht. Das Ölthermometer passt bei mir. Dafür musste ich bei den Armaturen improvisieren. Der Tüv hats bis jetzt nicht bemerkt. Der Ständer bedarf wohl keiner Erläuterung. Alles in allem aber den Aufwand wert. Du wirst mir Recht geben, wenn ich sage, dass das ein Unterschied wie Tag und Nacht ist, oder? Jetzt noch das Wilbers dran und gut ist. Viel Spaß damit. Gruß Andi

  • Moin Kai, schöner Bericht und sicher eine Ãœberlegung wert, dieses nachzubauen. Ist es dir möglich, das Ganze in eine PDF zu packen, damit ich den Umbau, dein Einverständnis vorraugesetzt, in die FAQ packen könnte.

  • Dieter: Kein Thema. Ich überarbeite das ganze nochmal und wandle es in eine pdf um. Ich hoffe nur das Schelbi jetzt nicht sauer wird weil auf einmal die XLV-Gabelbrücken auf dem Markt knapp werden... Gruss Kai

  • So, jetzt kommt noch mal ein Update nach einer etwas ausführlicheren Probefahrt (bei dem schönen Wetter bot sich das heute an...). Die verbauten Distanzhülsen habe ich als überflüssig erkannt und einfach ausgebaut. Jetzt passt auch der Negativfederweg wieder. So und jetzt zum Fahrerlebnis: Beim Bremsen ist kein Verdrehen der Gabel spürbar (ganz im Gegensatz zur 39er Gabel...) und auch bei hohem Tempo hat man eine richtig direkte Umsetzung von Lenkimpulsen - das war ein echter Schwachpunkt bei der 39er Originalgabel, die hat sich dann richtig spürbar verdreht. Was mich aber am meisten erstaunt ist der um mindestens 300% verbesserte Geradeauslauf. Das Vorderrad ist jetzt bei praktisch jedem Tempo auch in Kurven wie auf der Strasse festgedübelt. Da gibts auch auf bundesdeutschem Asphaltflickwerk kein Geeier und Abweichen von der Linie mehr. Die Dämpfung ist trotzt ganz aufgedrehter Druckstufe für die Strasse voll ausreichend und richtig satt. Dabei aber nicht unkomfortabel. Der gute Geradeauslauf ist sicher auch teilweise dem wegen der größeren Länge der Gabel etwas flacher gewordenen Lenkkopfwinkel zuzuschreiben - die verbesserte Steifigkeit in der Front ist aber absolut spürbar. Und - jetzt wo die Front beruhigt ist, merkt man erst richtig, wie fertig das original-Federbein an der Hinterhand tatsächlich ist. Zum Glück ist das Wilbers-Teil ja schon beim Service und sollte im Januar noch zur Verfügung stehen. Ich hätte nicht gedacht, das man der alte Dame nur durch eine andere Gabel noch mal so auf die Sprünge helfen kann... Gruss Kai

  • Hallöchen

    Zitat

    Original geschrieben von: Kai Was mich aber am meisten erstaunt ist der um mindestens 300% verbesserte Geradeauslauf. Das Vorderrad ist jetzt bei praktisch jedem Tempo auch in Kurven wie auf der Strasse festgedübelt. Die Dämpfung ist trotzt ganz aufgedrehter Druckstufe für die Strasse voll ausreichend und richtig satt. Dabei aber nicht unkomfortabel. Die verbesserte Steifigkeit in der Front ist aber absolut spürbar. Ich hätte nicht gedacht, das man der alte Dame nur durch eine andere Gabel noch mal so auf die Sprünge helfen kann...

    Na dann hab ich ja doch richtig gelegen mit meiner Einschätzung. Als ich das auf dem Nordtreffen 2009 erläutert habe, wurde mir so manch skeptischer Blick zugeworfen. Und mit der verbauten Schwinge der RM, die ja ein wenig länger ist und somit den Radstand etwas verlängert ist es noch ne Ecke besser. Gruß Andi

  • hi, sehr interessant und danke für die ausführliche beschreibung! hab den umbau ja auch noch vor mir (nur grad keine zeit, ab zwei kindern wirds haarig ...) und freue mich auf eine noch ruhigere front und noch besseren geradeauslauf. hab zwar die 41er gabel drin, aber wahrscheinlich ist der unterschied spürbar (schon wegen des längeren nachlaufs). zumindest jetzt ist beim bremsen die verwindung der gabel deutlich zu spüren. lange xr oder pd04-schwinge kann ich nur wärmsten anempfehlen! hab das letztes jahr gemacht, fahre jetzt ohne ruckdämpfer und mit 3cm längerer schwinge rum, und der unterschied ist frappierend. erheblich stabilere straßen- und geländelage! einen wesentlichen anteil am damit eingetretenen frohsinn hat allerdings auch die fehlende ruckdämpfung; das ist schon geil, so ein diekter anzug. die xl fühlt sich exakt seit diesem zeitpunkt nur noch halb so behäbig an. musste die gabelholme etwas tiefer als vom konstrukteur vorgesehen festklemmen, weil sonst zuviel gewicht auf dem vorderrad läge und das alles etwas unruhig würde. die xr-gabel MUSS also her, hab jetzt auch bis auf den längeren seitenständer alle teile beisammen :-) die xr-schwinge passt sehr gut, man brauch nur distanzstücke für die federbeinaufnahme und das passende 17er hinterrad, dann stimmt auch die spur (abgedrehte xl-nabe ist keine alternative, dann schon lieber umspeichen). die xr-schwinge ist übrigens - obwohl länger und wuchtiger - leichter, ich glaub mich an 300g weniger zu erinnern ... und das rad sowieso ... hier ein paar bilder: lg, p.

  • Zitat

    Original geschrieben von: Kai Dieter: Kein Thema. Ich überarbeite das ganze nochmal und wandle es in eine pdf um. Ich hoffe nur das Schelbi jetzt nicht sauer wird weil auf einmal die XLV-Gabelbrücken auf dem Markt knapp werden... Gruss Kai

    Moin Kai ich stoße gerade auf dieses Beitrag. Hast du das Thema Gabel schon überarbeitet?